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Die Prostata als Müllhalde
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Neuroprotektion
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Polyphenole
und Tumorzellen
Vitalitätsreduktion
von Tumorstammzellen
|
Die Prostata als Müllhalde
Durch die Lektüre eines interessanten Artikels von Dr.med. Ludwig
Jacob (1) wurden mir wichtige Hintergründe und Zusammenhänge
bei meinen Patienten mit Prostataproblemen vor Augen geführt.
Einleitung
Bauliche und funktionelle Besonderheiten der Vorsteherdrüse (Prostata)
können Ausgangspunkt chronischer Gesundheitsprobleme werden, die
die Lebensqualität eines Großteils der Männer im Laufe
des Lebens beeinträchtigen oder sogar vorzeitig zum Tode führen.
Die periphere und zentrale Zone der Prostata sind die aktiven drüsigen
Anteile des Organs, die Sekrete und Enzyme bilden. Die an der Harnröhre
anliegenden Anteile sind drüsig inaktiv und dienen eher dem Ausstoß
der Sekrete.
Entzündungen und Karzinome entstehen fast ausschließlich
im peripheren und zentralen Anteil. Die periphere Zone der Prostata
ist durchzogen von einer großen Zahl mikroskopisch feiner Kanälchen.
Dies werden von Urin durchflossen, dienen aber auch der Sammlung und
dem Transport von Enzymen (unter anderem saure Phosphatase zur Verflüssigung
des Spermas), beziehungsweise der Nährstoffversorgung der Prostatazellen.
Ursachen
Wenn sich die Prostata vergrößert (benigne Prostatahyperplasie,
BPH), verengen sich die Kanälchen durch Druck. Auch der Abfluss
aus der Blase wird behindert. Der höhere Druck beim Wasserlassen
führt zu einem Rückfluss des Urins in die Prostata. Dieser
Reflux wurde bereits im Jahre 1982 von Kirby et al. mit einer sauberen
experimentellen Studie nachgewiesen (2). Durch die anatomische Ausrichtung
der Kanälchen ist die periphere Zone der Prostata besonders von
diesem Reflux betroffen. In diesem Bereich spielen sich meist die Entzündungen
ab.
Im alkalischen Milieu ist Harnsäure gut löslich. Durch sauren
Urin können vermehrt Harnsäurekristalle ausfällen und
Kanälchen verstopfen. Kristalline Harnsäure ist hochaggressiv
und entzündungsfördernd (die typischen Gichtentzündungen
werden ebenfalls durch kristalline Harnsäure ausgelöst). Eine
akute oder chronische Entzündung des Organs führt zu Vernarbungen
und Verschlimmerung des Refluxes. Die Kanälchen können schließlich
vollständig verstopft sein. Auf dieser Basis können sich auch
Prostatasteine aus Calciumoxalat bilden. Diese Steine sind immer ein
Zeichen einer chronischen Prostatitis, eines chronisch sauren Urins
und eines Rückflusses von Urin. Auch Bakterien können sich
in diesem stehenden Gewässer gut vermehren. Prostatasteine sind
häufig mit einem bakteriellen Biofilm belegt, der resistent gegen
antibiotische Therapie ist und Chronifizierung und wiederkehrende Entzündungsschübe
begünstigt. Auch ohne Präsenz von Bakterien kann das übersäuerte
proentzündliche Milieu eine chronische Entzündung vorantreiben.
Das saure Milieu in der Prostata fördert die Bildung und Aktivierung
entzündungsfördernder Zytokine (Botenstoffe). Auch die Granulation
von Mastzellen wird gefördert, das heißt die Ansammlung von
Mastzellmediatoren wie Histamin wird gesteigert, mit der Folge besonders
starker Reaktionen bei Degranulation der Mastzellen (3).
Schon im Normalfall bleiben Stoffe, die über die Blutbahn
in die Prostata transportiert werden, bis zu 5 Tage lang im Organ (4).
Bei bereits krankhaft veränderter Drüse ist diese Zeit nochmals
verlängert.
Umweltschadstoffe wie Schwer- und Leichtmetalle, Pestizide, hormonähnliche
Substanzen usw., aber auch Bakterientoxine reichern sich langfristig
in der Drüse an. Chronische Entzündung wird hierdurch weiter
befeuert.
Die chronische Prostatitis ist ein gesicherter Risikofaktor bei der
Entstehung von Prostatakrebs (5,6,7).
Über eine Schädigung der Mitochondrien (Zellkraftwerke,
Gehirne der Zellen) durch oxidativen und nitrosativen Zellstress
wird die Entwicklung bösartiger Tumore gebahnt. Studien zeigen,
dass Tumore, die auf der Basis einer chronischen Prostatitis entstehen,
aggressiver sind als nicht entzündungsbasierte.
Das Enzym Alpha Reductase bewirkt die Umwandlung von Testosteron in
Dihydrotestosteron (DHT). Es erreicht seine maximale Aktivität
bei einem pH-Wert von 5,5 (das heißt im sauren Bereich). Seit
langem wird diskutiert, ob Testosteron bei der Entstehung von Prostatatumoren
beteiligt ist. Bestehende aggressive Prostatatumore werden vorübergehend
erfolgreich mit Testosteronblockade behandelt. Man geht mittlerweile
von DHT als Übeltäter aus. Durch sauren Urin entsteht in der
Prostata ein Milieu, das zu verstärkter Bildung von DHT führt.
Eine Verringerung der Säurebelastung kann Tumor protektiv wirken.
Im sauren Milieu werden auch Metallomatrixproteasen (MMP) aktiviert,
die die Bindegewebszersetzung fördern. Sie bereiten den Boden für
Metastasierung und Gefäßneubildung.
Wachstumsfördernd wirken ferner Östrogene, die auch beim Mann
natürlicherweise vorhanden sind. Erhöhte Spiegel von Östrogenen
können durch eine erhöhte Aktivität des Aromataseenzyms
und eine erhöhte Bildung von Östrogenvorstufen im Fettgewebe
bei Übergewicht entstehen.
Therapie
Gutartige Prostatavergrößerung (BPH)
Therapeutisch kann durch eine Steigerung der Trinkmenge und des Durchflusses
die Konzentration toxischer Stoffe im Urin verringert werden.
Eine Alkalisierung des sauren Urins (siehe unten) verringert die Bildung
von Harnsäurekristallen, fördert deren Auflösung und
wirkt vorbeugend bezüglich einer Aktivierung entzündungsauslösender
Zytokine (Botenstoffe). Vor allem über Nacht sollte ein alkalischer
Urin eingestellt werden. Dies verringert auch den Reiz des häufigen
Wasserlassens, der durch den Reizeffekt des sauren Urins ausgelöst
wird.
Pflanzenstoffe wie Sägepalmenextrakt, Sitosterol und Brennnesselwurzelextrakt
hemmen die Aktivität der Alpha Reductase. Entspannend auf die Muskulatur
des Harnblasenschließmuskels und der Prostata und somit abflussfördernd
wirken Alpha-Rezeptorenblocker (Tamsulosin). Auch häufigere Ejakulationen
(Samenergüsse) haben einen reinigenden Effekt. Antioxidative und
entzündungshemmende Wirkung haben Curcumin (auch lokal als Zäpfchen),
Granatapfelkernextrakt und Sulphoraphane aus Kohl. Naturidentisches
Progesteron (z.B. in Form der Rimkus-Rezeptur) hat durch seinen Östrogen
- antagonisierenden Effekt eine wachstumshemmende Wirkung.
Mitochondrien anregend und entgiftungsfördernd wirkt die Me2Vie-Therapie.
Eine konsequente Verringerung der Zufuhr von Toxinen aus der Umwelt
über die Nahrung sowie eine Ausleitung von Schwermetallen sind
in Vorbeugung wie Therapie wichtig. Auch die Vermeidung entzündungsfördernder
Nahrungsmittel (minderwertiges Fleisch mit Schadstoffen und Antibiotika,
Zucker im Übermaß, gehärtete Fette, vitalstoffarme Lebensmittel
mit einer Vielzahl von Zusatzstoffen) sowie das Weglassen individuell
unverträglicher Speisen (auf der Grundlage eines IgG-Lebensmitteltestes)
gehören zur Basistherapie.
Bei Übergewicht mit Vermehrung von Bauchfett entsteht durch den
damit einhergehenden Anstieg des Insulinspiegels ein wachstumsförderndes
Milieu. Eine Reduktion von Bauchfett wirkt gegenteilig.
Wegen der räumlichen Nähe zur Prostata ist der Zustand des
Darmes von enormer Bedeutung. Sind die Schleimhäute undicht (sogenannter
"leaky gut"), findet eine permanente Belastung mit
Bakterien und Toxinen aus dem Darm statt. Auch Schadstoffe werden verstärkt
aus der Nahrung in den Körper aufgenommen. Das Mikrobiom ist meist
ebenfalls ungünstig verändert mit einem Mangel an guten, schleimhautschützenden
und einer Vermehrung schlechter, potenziell krankmachender Bakterien.
Eine Behandlung mit Probiotika, schleimhautstabilisierenden und-aufbauenden
und entzündungshemmenden Wirkstoffen (siehe Thema leaky gut) ist
zu empfehlen.
Zusätzliche Interventionen bei Prostatakrebs:
Bei bereits bestehendem Prostatakrebs ist der Konsum von Trinkmilch
ungünstig, da sie Wachstumsfaktoren wie IGF 1 enthält,
die die Tumorprogression fördern können.
Für etwaige medikamentöse Interventionen sind Stoffwechselcharakteristika
der Prostatatumoren relevant. In frühen Stadien ernähren sich
Prostatacarcinomzellen vorrangig von Fett. Sie produzieren sogar selbst
Fettsäuren, um die eigene Energieversorgung sicherzustellen (8,9).
In diesem Stadium kann eine Behandlung mit Statinen Sinn machen, zumal
Zusammenhänge zwischen der Höhe des Cholesterinspiegels und
dem Prostatatumorrisiko nachgewiesen sind. In fortgeschrittenen Stadien
sind Prostatacarcinome meist glucoseaffin und nutzen Zucker als Energiequelle.
Neben einer Kohlenhydratbeschränkung in der Ernährung kann
eine Behandlung mit Metformin Sinn machen.
Wegen der starken Assoziation von Prostatakrebs und -entzündung
ist zumindest bei den nicht radikal operierten Patienten eine entzündungshemmende
Therapie indiziert. Neben Pflanzenstoffen wie Curcumin, Sulphoraphan
aus Broccoli, Anthocyanen aus Beeren, Tanninen aus Nadelgehölz,
usw. kommen auch medikamentöse Cox2-Hemmer (Ibuprofen, Coxibe)
in Betracht.
Eine Besonderheit im Stoffwechsel der Prostatazellen in der peripheren
Zone ist eine Anreicherung von Zink, eine erhöhte Bildung von Citrat
und eine erhöhte Ausrichtung auf programmierten Zelltod (Apoptose).
Dies kann mit der immunologisch erhöhten Belastung dieser Zone
durch sauren Urinreflux und die damit einhergehende Tendenz zur Zellentartung
zusammenhängen. Bei Prostatakrebs ist diese Stoffwechselcharakteristik
ausgeschaltet.
Das Therapiekonzept der Praxis Kellner für Prostatakrebs:
Wichtig ist die Einschätzung der Aggressivität und Ausbreitung
des Tumors. Ergänzend zu Prädiktoren wie PSA-Verdopplungszeit,
Gleason-Score und Bildgebung / Metastasenscreening empfehle ich die
folgenden Maßnahmen:
- DNA Zytometrie: erlaubt eine ergänzende Validierung
des Aggressionspotenzials
- Messung und Charakterisierung zirkulierender Tumorzellen im Blut
(Maintrac-Verfahren® mit PSMA-Charakterisierung
der Zellen. Im Verlauf in Kombination mit Stemtrac® zur
Erfassung von Sphäroiden mit Tumorstammzelleigenschaft
Zur Frage der individuell optimalen Therapie:
- Chemosensitivitätsmessung der zirkulierenden Tumorzellen bzw.
Stammzellen
- Bestimmung der Androgenrezeptoren der zirkulierenden Zellen
- Primäre Chemosensitivitätstestung am Tumorgewebe
- Während der Therapie zur Erfolgskontrolle Bestimmung der Zellzahl
zusätzlich zur PSA-Verlaufskontrolle und zur Bildgebung
Therapiebausteine
- Infusionen mit Curcumin ((bei allen bisher mit der Maintrac-Methode
untersuchten Prostatakrebs-Patienten wies Curcumin bei der Chemosensitivitätstestung
eine Wirksamkeit von über 70 %, teilweise bis 95% auf, das heißt
bei Kontakt mit Curcumin gehen über 70 % der Zellen in den programmierten
Zelltod über. Unverträglichkeiten treten sehr selten auf)
- Kombination mit intravenöser Lasertherapie (Hochleistungs-Blaulaser)
zur Aktivierung des Curcumin im Sinne der photodynamischen Therapie
- Infusionen mit anderen antitumoralen Pflanzenstoffen (je nach getesteter
Wirksamkeit z.B. Resveratrol, Artesunat)
- Gabe von DCA oder DMSO zur Verbesserung der Aufnahme der Wirkstoffe
im Tumorgewebe
- Hochdosistherapie mit intravenösem Vitamin C
- Kombination mit Hyperthermie (kann ich in der Praxis selbst nicht
anbieten, aber vermitteln)
- Gabe von Atorvastatin, Metformin, COX 2-Hemmern, sofern dies sinnvoll
ist
- Darmaufbau
- Ernährungsoptimierung (antientzündlich, frei von Schadstoffen,
vitalstoffreich, unter Berücksichtigung individueller Intoleranzen,
Reduktion von Bauchfett)
- Laborgestützte und -kontrollierte Gabe von Nährstoffpräparaten
- Gabe von entzündungshemmenden und mitochondriensupportiven
Polyphenolen
- Schadstoff- und (Schwer)-metallausleitung
- Unterstützende Anwendungen (Oxyvenierung, Me2Vie, Mikrostromtherapie)
Diese Therapiemaßnahmen können üblicherweise mit schulmedizinischen
Therapien wie z.B. Hormonblockade kombiniert werden.
Literatur
- Jacob, L Der kausale Zusammenhang von Prostata-Hyperplasie,
chronischer Prostatitis und Prostatakrebs, Dt. Zeitschr. f. Onkologie
2019; 51: 74-80.
- Kirby, RS et al Intra-prostatic urinary reflux: an etiological
factor in abacterial prostatitis, Br J of urology 1982; 54: 729-731.
- Pejler, G. et al Acidic pH is essential for maintaining
mast cell secretory granule homeostasis, Cell death and disease 2017;
8, e2785.
- Isaacs, J. Prostatic structure and function in relation
to the etiology of prostatic cancer, The prostate 1983; 4: 351366.
- Cai, T. et al Current knowledge of the potential links between
inflammation and prostate cancer, Int J Mol Sci 2019; 20: 3833.
- Karan, D., Dubey, S. From inflammation to prostate cancer:
the role of inflammasomes, Advances in urology 2016; ID3140372.
- Platz, E. et al A prospective study of chronic inflammation
in benign prostata tissue and risk of prostate cancer: linked PCPT
and SELECT cohorts, aacrjournals 2017; 10.1158.
- Srihari, S. et al Metabolic deregulation in prostate cancer,
bioRxiv 2018.
- Eidelman, E. et al The metabolic phenotype of prostate cancer,
frontiers in oncology 2017; 7 : 131.
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