Allgemeines
Leistungsspektrum
Diagnostik
Therapie
Über Dr. med. Alexandra Kellner
Über Anton Kellner
Kontakt
Ausstellung
Aktuelles:
• Drip Spa Infusionstherapie
• Aktueller Podcastbeitrag
• Post-COVID-Syndrom
Texte zu den Spezialgebieten:
Bauchbeschwerden
Infos
zur Mastzellaktivierungsstörung (MCAD)
Aktuelle
Erkenntnisse zur Mastzellaktivierungsstörung (MCAD)
leaky gut
Die
Rolle der Diaminoxidase
Senkung
erhöhter Spiegel von Lipoprotein
Fallbericht
einer schweren Darmbarrierestörung
Studie
zu Insumood
Borreliose
Bitte
besuchen Sie unsere neue Homepage Borreliose-Saar
Verschiedenes
Multisystemerkrankungen (MSE)
Die Prostata als Müllhalde
Die Übersäuerung
Normalisierung
einer diastolischen Dysfunktion des Herzens durch Oxyvenierungstherapie
Neuroprotektion durch Carnosin
Polyphenole
und Tumorzellen
Vitalitätsreduktion
von Tumorstammzellen
|
Leaky gut — der lecke Darm.
Einleitung:
Die äußere Haut des Menschen stellt eine Schutzschicht
gegen die Einwirkung von Strahlung dar.
Die inneren Schleimhäute des Verdauungstraktes vom Mund bis zum
After stellen eine Barriere gegenüber schädlichen Umwelteinflüssen
wie Bakterien, Viren und Umweltschadstoffen dar. Auch die Verwertung
der Nahrung unterliegt bestimmten, im Verlauf der Menschheitsentwicklung
sinnvoll gewordenen Naturgesetzen. So sollen die lebensnotwendigen Nährstoffe
aus der Nahrung entzogen werden, unverdauliche Nahrungsbestandteile
sollen ausgeschieden werden, eine Auseinandersetzung des Immunsystems
mit Nahrungsmitteln ist jedoch nur bei Einnahme verdorbener Nahrung
erwünscht.
Störwirkungen an dieser inneren Schleimhautbarriereschicht rücken
auch schulmedizinisch mehr und mehr ins Rampenlicht.
Am 07. und 08. Juni 2013 fand in Stuttgart das Falk-Symposium Nr.
188 zum Thema "Inflammatory bowel diseases: microbiota vs. the
barrier" (Entzündliche Darmerkrankungen: Mikrobiota (Bakterien)
gegen Barriere) statt.
400 Ärzte informierten sich in 33 Vorträgen und 50 Posterbeiträgen
über neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zur Bedeutung von Darmschleimhautbarrierestörungen
für die Entwicklung und Behandlung von chronisch entzündlichen
Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa.
Die Zahl der Erkrankten nimmt offenbar massiv zu: aktuell rechnet man
mit 400 000 Patienten mit CED in Deutschland pro Jahr (1980: 100 000)
In Japan gab es 1970 nur einige wenige Fälle von Colitis ulcerosa,
aktuell 140000 Erkrankte pro Jahr. Diese Zunahme geht am ehesten auf
Umweltfaktoren zurück.
In meiner Praxis hat die Erkennung und Behandlung von Darmschleimhautstörungen
seit langem einen hohen Stellenwert.
Die Behandlung dieser Störungen bei Patienten mit chronischen Bauchbeschwerden,
häufig auch im Zusammenhang mit einer vorbestehenden Diagnose eines
Reizdarms oder Reizmagens, führt in vielen Fällen zu dramatischer
Beschwerdebesserung bzw. Symptomfreiheit, teilweise auch nach jahrzehntelangem
Verlauf.
Die folgenden Ausführungen fassen die wichtigsten Erkenntnisse
der Tagung zusammen und werden durch eigene Evidenz aus der Praxis ergänzt.
1. Struktur der Darmschleimhautbarriere
Die äußerste Schicht ist eine Schleimschicht,
die einen hohen Anteil von Fetten, insbesondere von Lecithin, enthält.
Auf dieser Schleimschicht perlen wasserlösliche Schadstoffe ab
und können nicht durch die Schleimschicht hindurch dringen.
Die darunter liegenden Schleimhautzellen sind mit sogenannten
"tight junctions" (engen Verbindungen, Funktionseiweißen)
miteinander verbunden. Durch die intakte Schleimhaut hindurch finden
aktive, fein regulierte Transportprozesse statt.
Vor allem im Bereich des Dünndarms sind multiple Strukturen und
Elemente des Immunsystems hinter der Schleimhaut lokalisiert.
Der gesamte Darm stellt das größte Immunorgan des menschlichen
Körpers dar.
Die riesige Bakterienmasse des Darms (1 Kilogramm Bakterien)
ist hauptsächlich im Dickdarm, aber auch im Dünndarm lokalisiert.
Die Bakterienmasse umfasst mehr als 1000 verschiedene Mikroorganismen
und ist noch nicht vollständig erforscht. Die Darmbakterien haben
150 mal mehr Gene als der Mensch. Anstelle des früheren Begriffs
Stuhlflora wird zunehmend die Bezeichnung Mikrobiota verwendet.
Die Mikrobiota haben vielfältige Funktionen. Neben Abbau unverdauter
Nahrungsbestandteile stimulieren Bakterien auch die Bildung bestimmter
Abwehrstoffe (antimikrobielle Peptide, z.B. Defensine) in den Schleimhautzellen.
Auch Vitamine werden von Darmbakterien gebildet. Die Bakterien bilden
aus Kohlenhydraten kurzkettige Fettsäuren, die der Darmschleimhaut
Nahrung geben. Die Bakterien beeinflussen sich auch gegenseitig (gute
Schutzbakterien, potenziell krankmachende Bakterien, Mitläufer
(sogenannte Kommensalen), deren genaue Funktion man noch nicht kennt).
Die Stuhlflora wird längerfristig auch durch die Zusammensetzung
der Nahrung verändert. Innerhalb von Familien finden sich ähnliche
Bakterienmuster. Je nach Zusammensetzung der Mikrobiota unterscheidet
man verschiedene Enterotypen ("Darmtypen").
Bisher nahm man an, dass das Neugeborene bei der Geburt seine Erstausstattung
mit Bakterien vom Darm und der Scheide der Mutter bekommt. Bei günstiger
Flora der Mutter in Kombination mit weiteren Faktoren (Stillen, Umweltantigene)
wird ein gesundes Immunsystem des Kindes gebahnt.
Mittlerweile hat man Erkenntnisse, dass das Immunsystem des ungeborenen
Kindes schon im Mutterleib Signale von der Bakterienflora des Darmes
der Mutter bekommt.
Durch eine Vielzahl von Stör- und Schädigungsfaktoren
kann es zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Schleimhaut
kommen. Der daraus resultierende undichte oder lecke Darm ("leaky
gut") kann vielfältige Beschwerden, Störungen und Erkrankungen
auslösen.
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) entstehen auf der
Grundlage von Barrierestörungen in Kombination mit weiteren Faktoren
wie Vererbung.
Die Schleimschicht bei CED ist dünn, die Bakterien dringen bis
zu den Schleimhautzellen vor, durchdringen diese und führen zu
einer Entzündungsreaktion. Defekte von Immunmechanismen, ein Ungleichgewicht
zwischen Immuntoleranz und Abwehr und eine veränderte Bakterienflora
sind ebenfalls nachweisbar.
Offenbar spielt die Barrierestörung bei Colitis ulcerosa eine größere
Rolle als bei Morbus Crohn.
2. Ursachen für Schleimhautbarrierestörungen
- Infektionen (Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten),
- Medikamente (Antibiotika, Chemotherapeutika,
entzündungshemmende Medikamente), Röntgenstrahlung,
- bio - psycho - sozialer Stress
- Alterung
- Gifte (Rauchen, Alkohol, Schwermetalle, Umweltschadstoffe),
- Nährstoffdefizite, Hungerzustand,
- chronische Entzündungen, katabole Prozesse (allgemeine Abbauprozesse),
- schlecht eingestellter Diabetes mellitus,
- zuckerreiches Essen, hohe Zufuhr von gesättigten und
Omega 6-Fettsäuren,
- veränderte Zusammensetzung der Gallensäuren.
Durch eine einmalige Antibiotikatherapie entsteht ein Schaden,
der erst nach 6 Monaten wieder repariert ist. Bei wiederholter
Antibiotikatherapie findet keine spontane Wiederherstellung der normalen
Stuhlflora statt!
Die Rolle einer Vielzahl von Nahrungszusatzstoffen und die Auswirkung
von Gentechnologie bei der Nahrungsherstellung usw. sind noch nicht
geklärt.
Auch eine ungünstige Erstausstattung mit Darmbakterien bei Kaiserschnitt
oder bakterieller Fehlbesiedlung der Mutter kann beim Neugeborenen bereits
die Weichen für die Entwicklung eines leaky gut stellen.
Ist die Darmschleimhaut erst einmal undicht geworden, entwickeln sich
im Bereich des Dünndarms chronische Immunreaktionen auf Lebensmittel,
vorrangig als Allergie vom Typ 3. Diese Immunreaktionen schädigen
die Schleimhaut immer weiter im Sinne eines Teufelskreislaufs.
Strukturveränderungen der Schleimhaut sind meines Erachtens außerdem
immer mit einem Ungleichgewicht der Darmbakterien gekoppelt.
3. Folgen von leaky gut
- Chronische Bauchbeschwerden (Durchfall, Verstopfung, Blähungen,
Bauchkrämpfe, Völlegefühl, Magensäureprobleme,
Reflux, chronische Magenschleimhautenzündung),
- Energieverlust und Fehlregulationen des Immunsystems (Infektanfälligkeit,
Pilzüberwucherung, Entwicklung von Autoimmunkrankheiten),
- Entstehung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen,
- Förderung der Entwicklung von Darmtumoren,
- verschlechterte Nährstoffaufnahme, erhöhte Nährstoffverluste,
Entwicklung von Mangelerscheinungen,
- vermehrte Aufnahme von Umweltschadstoffen, Schwermetallen,
- Gewichtszunahme, Arterioskleroseentwicklung,
- Belastung der Leber.
Ferner Auftreten von Fernwirkungen bei Freisetzung von Histamin
im Rahmen von Nahrungsmittelallergien oder (selten) durch histaminbildende
Bakterien:
- Juckreiz,
- Migräne,
- Atemwegsbeschwerden,
- Ödeme,
- Herzrhythmusstörungen
- Bluthochdruck, niedriger Blutdruck,
- psychische Veränderungen ("Gut-Brain-Axis" = Verbindungsachse
Darm-Gehirn: Veränderungen des Serotoninstoffwechsels, Depression,
ADHS, Burnout);
- Erhöhung des allgemeinen Entzündungsniveaus (Gliederschmerzen,
Ganzkörperentzündungen, systemische silente Inflammation).
(Zu den genannten Symptomen existieren viele wissenschaftliche Studien.
Die entsprechenden Quellenangaben können in der Praxis angefordert
werden).
4. Diagnostik
Zur Diagnostik des leaky gut und zur Abgrenzung gegen andere Erkrankungen
verweise ich auf das Buch "Diagnostik und Therapiekontrolle bei
chronisch entzündlichen Darmerkrankungen" von Prof. Dr. Dr.
Jürgen Stein (Unimed-Verlag). Die dort beschriebene Vorgehensweise
ist in individuell bedarfsgerecht abgewandelter Form auch bei Abklärung
von leaky gut sinnvoll.
Vielfältige Faktoren müssen systematisch abgeklärt werden:
Allergien, Enzymdefekte, Entzündungen, Schleimhautschäden,
Infektionen, Mikrobiotastörungen, Funktionsstörungen von Verdauungsorganen,
Immundefekte, Tumoren.
Zur Diagnose bei Schleimhautbarrierestörungen hat sich die Stuhldiagnostik
bewährt.
Hier werden Parameter wie Alpha-1-Antitrypsin, Calprotectin, sekretorisches
IgA, Zonulin, Histamin und verschiedene Funktionsparameter bestimmt.
Weitere Informationen erhalten Sie in der Praxis.
5. Therapie = Darmsanierung!
Die Therapie basiert auf den individuell erhobenen Befunden.
Allgemeine, in der Praxis bewährte Therapiemaßnahmen umfassen:
- Ernährungsumstellung auf der Basis bestehender Unverträglichkeiten
und Allergien,
- Gabe von dünn- und dickdarmwirksamen Probiotika,
- Verabreichung von L-Glutamin und Lecithin bzw. Phosphatidylcholin
zur Abdichtung der Schleimhäute,
- Behebung von Nährstoffdefiziten
- Verabreichung bestimmter Pflanzenstoffe.
Auch die Gabe von Vorläuferstoffen des Serotonin (5 HTP),
dem wichtigsten Überträgerstoff im Nervensystem des Darms
("Darmgehirn"), hat positive Effekte für Darm (und Gehirn).
Je nach Ausmaß der Darmschädigung muss die Therapie bis zu
2 Jahre fortgeführt werden, das Minimum sind nach meiner Erfahrung
6 Monate.
Fazit
Es besteht eine hohe Forschungsaktivität bezüglich Störungen
der Darmschleimhautbarriere.
In der Zukunft ist mit vielen weiteren praxisrelevanten Erkenntnissen
zu rechnen.
Aus meiner Erfahrung heraus stelle ich fest:
- Eine möglichst frühzeitige Erkennung und Behandlung
dieser Störungen ist erforderlich.
- Mit einer spontanen Heilung einer gestörten oder geschädigten
Darmschleimhautbarriere ist nicht zu rechnen.
- Eine unkritische Verabreichung von Antibiotika sollte unbedingt
vermieden werden.
- Ist eine Therapie mit Antibiotika erforderlich, sollte immer
gleichzeitig parallel zum Schutz der Darmschleimhäute mit Probiotika
behandelt werden.
nach oben Δ
|
Arztpraxis Kellner
Talstraße 17
66119 Saarbrücken
Telefon |
0681 - 5 34 91 |
Fax |
0681 - 5 34 44 |
Neue Email:
praxis-dr-kellner@t-online.de
Sprechzeiten
Mo - Fr vormittags
von 8 bis 13 Uhr
und nach Vereinbarung
Nous parlons
français!
Bitte
lesen Sie die
Corona-Info!
AnfahrtLage- und Anfahrtsplan
|