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Leaky gut — der lecke Darm.

Einleitung:
Die äußere Haut des Menschen stellt eine Schutzschicht gegen die Einwirkung von Strahlung dar.
Die inneren Schleimhäute des Verdauungstraktes vom Mund bis zum After stellen eine Barriere gegenüber schädlichen Umwelteinflüssen wie Bakterien, Viren und Umweltschadstoffen dar. Auch die Verwertung der Nahrung unterliegt bestimmten, im Verlauf der Menschheitsentwicklung sinnvoll gewordenen Naturgesetzen. So sollen die lebensnotwendigen Nährstoffe aus der Nahrung entzogen werden, unverdauliche Nahrungsbestandteile sollen ausgeschieden werden, eine Auseinandersetzung des Immunsystems mit Nahrungsmitteln ist jedoch nur bei Einnahme verdorbener Nahrung erwünscht.
Störwirkungen an dieser inneren Schleimhautbarriereschicht rücken auch schulmedizinisch mehr und mehr ins Rampenlicht.
Am 07. und 08. Juni 2013 fand in Stuttgart das Falk-Symposium Nr. 188 zum Thema "Inflammatory bowel diseases: microbiota vs. the barrier" (Entzündliche Darmerkrankungen: Mikrobiota (Bakterien) gegen Barriere) statt.
400 Ärzte informierten sich in 33 Vorträgen und 50 Posterbeiträgen über neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zur Bedeutung von Darmschleimhautbarrierestörungen für die Entwicklung und Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa.
Die Zahl der Erkrankten nimmt offenbar massiv zu: aktuell rechnet man mit 400 000 Patienten mit CED in Deutschland pro Jahr (1980: 100 000)
In Japan gab es 1970 nur einige wenige Fälle von Colitis ulcerosa, aktuell 140000 Erkrankte pro Jahr. Diese Zunahme geht am ehesten auf Umweltfaktoren zurück.

In meiner Praxis hat die Erkennung und Behandlung von Darmschleimhautstörungen seit langem einen hohen Stellenwert.
Die Behandlung dieser Störungen bei Patienten mit chronischen Bauchbeschwerden, häufig auch im Zusammenhang mit einer vorbestehenden Diagnose eines Reizdarms oder Reizmagens, führt in vielen Fällen zu dramatischer Beschwerdebesserung bzw. Symptomfreiheit, teilweise auch nach jahrzehntelangem Verlauf.
Die folgenden Ausführungen fassen die wichtigsten Erkenntnisse der Tagung zusammen und werden durch eigene Evidenz aus der Praxis ergänzt.

1. Struktur der Darmschleimhautbarriere

Die äußerste Schicht ist eine Schleimschicht, die einen hohen Anteil von Fetten, insbesondere von Lecithin, enthält. Auf dieser Schleimschicht perlen wasserlösliche Schadstoffe ab und können nicht durch die Schleimschicht hindurch dringen.
Die darunter liegenden Schleimhautzellen sind mit sogenannten "tight junctions" (engen Verbindungen, Funktionseiweißen) miteinander verbunden. Durch die intakte Schleimhaut hindurch finden aktive, fein regulierte Transportprozesse statt.
Vor allem im Bereich des Dünndarms sind multiple Strukturen und Elemente des Immunsystems hinter der Schleimhaut lokalisiert. Der gesamte Darm stellt das größte Immunorgan des menschlichen Körpers dar.
Die riesige Bakterienmasse des Darms (1 Kilogramm Bakterien) ist hauptsächlich im Dickdarm, aber auch im Dünndarm lokalisiert. Die Bakterienmasse umfasst mehr als 1000 verschiedene Mikroorganismen und ist noch nicht vollständig erforscht. Die Darmbakterien haben 150 mal mehr Gene als der Mensch. Anstelle des früheren Begriffs Stuhlflora wird zunehmend die Bezeichnung Mikrobiota verwendet. Die Mikrobiota haben vielfältige Funktionen. Neben Abbau unverdauter Nahrungsbestandteile stimulieren Bakterien auch die Bildung bestimmter Abwehrstoffe (antimikrobielle Peptide, z.B. Defensine) in den Schleimhautzellen. Auch Vitamine werden von Darmbakterien gebildet. Die Bakterien bilden aus Kohlenhydraten kurzkettige Fettsäuren, die der Darmschleimhaut Nahrung geben. Die Bakterien beeinflussen sich auch gegenseitig (gute Schutzbakterien, potenziell krankmachende Bakterien, Mitläufer (sogenannte Kommensalen), deren genaue Funktion man noch nicht kennt).
Die Stuhlflora wird längerfristig auch durch die Zusammensetzung der Nahrung verändert. Innerhalb von Familien finden sich ähnliche Bakterienmuster. Je nach Zusammensetzung der Mikrobiota unterscheidet man verschiedene Enterotypen ("Darmtypen").
Bisher nahm man an, dass das Neugeborene bei der Geburt seine Erstausstattung mit Bakterien vom Darm und der Scheide der Mutter bekommt. Bei günstiger Flora der Mutter in Kombination mit weiteren Faktoren (Stillen, Umweltantigene) wird ein gesundes Immunsystem des Kindes gebahnt.
Mittlerweile hat man Erkenntnisse, dass das Immunsystem des ungeborenen Kindes schon im Mutterleib Signale von der Bakterienflora des Darmes der Mutter bekommt.

Durch eine Vielzahl von Stör- und Schädigungsfaktoren kann es zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Schleimhaut kommen. Der daraus resultierende undichte oder lecke Darm ("leaky gut") kann vielfältige Beschwerden, Störungen und Erkrankungen auslösen.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) entstehen auf der Grundlage von Barrierestörungen in Kombination mit weiteren Faktoren wie Vererbung.
Die Schleimschicht bei CED ist dünn, die Bakterien dringen bis zu den Schleimhautzellen vor, durchdringen diese und führen zu einer Entzündungsreaktion. Defekte von Immunmechanismen, ein Ungleichgewicht zwischen Immuntoleranz und Abwehr und eine veränderte Bakterienflora sind ebenfalls nachweisbar.
Offenbar spielt die Barrierestörung bei Colitis ulcerosa eine größere Rolle als bei Morbus Crohn.

2. Ursachen für Schleimhautbarrierestörungen

  • Infektionen (Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten),
  • Medikamente (Antibiotika, Chemotherapeutika,
    entzündungshemmende Medikamente), Röntgenstrahlung,
  • bio - psycho - sozialer Stress
  • Alterung
  • Gifte (Rauchen, Alkohol, Schwermetalle, Umweltschadstoffe),
  • Nährstoffdefizite, Hungerzustand,
  • chronische Entzündungen, katabole Prozesse (allgemeine Abbauprozesse),
  • schlecht eingestellter Diabetes mellitus,
  • zuckerreiches Essen, hohe Zufuhr von gesättigten und
    Omega 6-Fettsäuren,
  • veränderte Zusammensetzung der Gallensäuren.

Durch eine einmalige Antibiotikatherapie entsteht ein Schaden, der erst nach 6 Monaten wieder repariert ist. Bei wiederholter Antibiotikatherapie findet keine spontane Wiederherstellung der normalen Stuhlflora statt!
Die Rolle einer Vielzahl von Nahrungszusatzstoffen und die Auswirkung von Gentechnologie bei der Nahrungsherstellung usw. sind noch nicht geklärt.
Auch eine ungünstige Erstausstattung mit Darmbakterien bei Kaiserschnitt oder bakterieller Fehlbesiedlung der Mutter kann beim Neugeborenen bereits die Weichen für die Entwicklung eines leaky gut stellen.
Ist die Darmschleimhaut erst einmal undicht geworden, entwickeln sich im Bereich des Dünndarms chronische Immunreaktionen auf Lebensmittel, vorrangig als Allergie vom Typ 3. Diese Immunreaktionen schädigen die Schleimhaut immer weiter im Sinne eines Teufelskreislaufs.
Strukturveränderungen der Schleimhaut sind meines Erachtens außerdem immer mit einem Ungleichgewicht der Darmbakterien gekoppelt.

3. Folgen von leaky gut

  • Chronische Bauchbeschwerden (Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Bauchkrämpfe, Völlegefühl, Magensäureprobleme, Reflux, chronische Magenschleimhautenzündung),
  • Energieverlust und Fehlregulationen des Immunsystems (Infektanfälligkeit, Pilzüberwucherung, Entwicklung von Autoimmunkrankheiten),
  • Entstehung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen,
  • Förderung der Entwicklung von Darmtumoren,
  • verschlechterte Nährstoffaufnahme, erhöhte Nährstoffverluste, Entwicklung von Mangelerscheinungen,
  • vermehrte Aufnahme von Umweltschadstoffen, Schwermetallen,
  • Gewichtszunahme, Arterioskleroseentwicklung,
  • Belastung der Leber.

Ferner Auftreten von Fernwirkungen bei Freisetzung von Histamin im Rahmen von Nahrungsmittelallergien oder (selten) durch histaminbildende Bakterien:

  • Juckreiz,
  • Migräne,
  • Atemwegsbeschwerden,
  • Ödeme,
  • Herzrhythmusstörungen
  • Bluthochdruck, niedriger Blutdruck,
  • psychische Veränderungen ("Gut-Brain-Axis" = Verbindungsachse Darm-Gehirn: Veränderungen des Serotoninstoffwechsels, Depression, ADHS, Burnout);
  • Erhöhung des allgemeinen Entzündungsniveaus (Gliederschmerzen, Ganzkörperentzündungen, systemische silente Inflammation).

(Zu den genannten Symptomen existieren viele wissenschaftliche Studien. Die entsprechenden Quellenangaben können in der Praxis angefordert werden).

4. Diagnostik

Zur Diagnostik des leaky gut und zur Abgrenzung gegen andere Erkrankungen verweise ich auf das Buch "Diagnostik und Therapiekontrolle bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen" von Prof. Dr. Dr. Jürgen Stein (Unimed-Verlag). Die dort beschriebene Vorgehensweise ist in individuell bedarfsgerecht abgewandelter Form auch bei Abklärung von leaky gut sinnvoll.
Vielfältige Faktoren müssen systematisch abgeklärt werden:
Allergien, Enzymdefekte, Entzündungen, Schleimhautschäden, Infektionen, Mikrobiotastörungen, Funktionsstörungen von Verdauungsorganen, Immundefekte, Tumoren.
Zur Diagnose bei Schleimhautbarrierestörungen hat sich die Stuhldiagnostik bewährt.
Hier werden Parameter wie Alpha-1-Antitrypsin, Calprotectin, sekretorisches IgA, Zonulin, Histamin und verschiedene Funktionsparameter bestimmt.
Weitere Informationen erhalten Sie in der Praxis.

5. Therapie = Darmsanierung!

Die Therapie basiert auf den individuell erhobenen Befunden.
Allgemeine, in der Praxis bewährte Therapiemaßnahmen umfassen:
  • Ernährungsumstellung auf der Basis bestehender Unverträglichkeiten und Allergien,
  • Gabe von dünn- und dickdarmwirksamen Probiotika,
  • Verabreichung von L-Glutamin und Lecithin bzw. Phosphatidylcholin zur Abdichtung der Schleimhäute,
  • Behebung von Nährstoffdefiziten
  • Verabreichung bestimmter Pflanzenstoffe.

Auch die Gabe von Vorläuferstoffen des Serotonin (5 HTP), dem wichtigsten Überträgerstoff im Nervensystem des Darms ("Darmgehirn"), hat positive Effekte für Darm (und Gehirn).
Je nach Ausmaß der Darmschädigung muss die Therapie bis zu 2 Jahre fortgeführt werden, das Minimum sind nach meiner Erfahrung 6 Monate.

Fazit

Es besteht eine hohe Forschungsaktivität bezüglich Störungen der Darmschleimhautbarriere.
In der Zukunft ist mit vielen weiteren praxisrelevanten Erkenntnissen zu rechnen.

Aus meiner Erfahrung heraus stelle ich fest:

  • Eine möglichst frühzeitige Erkennung und Behandlung dieser Störungen ist erforderlich.
  • Mit einer spontanen Heilung einer gestörten oder geschädigten Darmschleimhautbarriere ist nicht zu rechnen.
  • Eine unkritische Verabreichung von Antibiotika sollte unbedingt vermieden werden.
  • Ist eine Therapie mit Antibiotika erforderlich, sollte immer gleichzeitig parallel zum Schutz der Darmschleimhäute mit Probiotika behandelt werden.

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